Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) hat seit 1991 das Projekt „Leben nach Tschernobyl“ durchgeführt. Hierbei ging es im Wesentlichen um die Unterstützung und Zusammenarbeit mit dem Gesundheitswesen in Vekta, einer kleinen Stadt in der Nähe von Homel, im Südosten von Belarus (Weissrussland).

Dieses Gebiet wurde durch den Reaktorunfall in Tschernobyl außerordentlich stark radioaktiv verseucht, so dass große Teile evakuiert werden mussten und auf lange Zeit nicht mehr bewohnbar sind. Der Projektbeirat hat im Jahr 2016 anlässlich des 25 jährigen Bestehens der Zusammenarbeit noch einmal Vetka besucht, um am Gedenktag für die Reaktorkatastrophe am 26.04. teilzunehmen. Zu dieser Delegation gehörte auch der Physiker Dr. Udo Bertmann, der während einer Netzwerkveranstaltung m 11.01.17 annähernd zwei Stunden über die obige Thematik referierte.

Zum Reaktorunfall kam es, als bei einem Test der Stromausfall in einem Atomkraftwerk und seine Auswirkungen auf das Kühlsystem simuliert werden sollten. Bei diesem Test wurden jedoch alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen missachtet. Der Reaktor konnte nicht mehr geregelt werden, das Kühlsystem versagte, es folgte die Kernschmelze und die Explosion des Reaktors. Dabei wurden unvorstellbar große Mengen radioaktiver Zerfallsprodukte mit Halbwertzeiten von einigen Minuten bis zu 25.000 Jahren für Plutonium freigesetzt. Diese Stoffe zerfallen weiter und emittieren dabei z. B. y Strahlen, die menschliche Zellen schädigen oder sogar zerstören können. Die Aktivität war so groß, dass unmittelbar nach der Katastrophe viele Menschen, die als Liquidatoren eingesetzt waren, ihr Leben innerhalb weiniger Tage verloren haben. Eine Strahlenexposition von mehr als 3 Sievert ( dies ist das Maß für die Strahlendosis) bedingt diesen Verlauf. Die Liquidatoren waren die Männer der ersten Stunde, die bei der Beseitigung des radioaktiven Reaktormülls oder bei der Errichtung des ersten Sarkophages eingesetzt wurden. Sie starben an Krebs oder anderen Erkrankungen, z.B. Zerstörung des Immunsystems. Die Spätschäden, die erst in zweiter oder dritter Generation erkennbar werden, sind noch nicht absehbar.

Das Projekt der Männerarbeit zielte darauf ab, die beiden Krankenhäuser in Vetka durch Finanz – und Sachspenden zu unterstützen. So wurden im Laufe der 25 Jahre Krankenhausinventar, medizinische Geräte, Operationsbestecke u.v.m. nach Vetka gebracht, um die medizinische Versorgung zu verbessern. Viel wurde bis heute erreicht. Eine Weiterführung des Projektes ist nicht mehr möglich, da die Akteure immer älter geworden sind und zudem die Männerarbeit in der EKiR in der bisherigen Form nicht mehr weitergeführt wird.

Während des Referates wurden komplizierte Sachverhalte leicht verständlich vorgetragen, so dass sich am Ende des Vortrages eine rege Diskussion entwickelte. Hierfür danken wir Herrn Dr. Bertmann.

 

Foto: Vera Lipphardt
Text: Wolfgang Schmitz Dr. Udo Bertmann

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